Marlen Tennigkeit studierte Bildhauerei an Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und an der UMPRUM, Vysoká škola umělecko-průmyslová, Prag (CZ).
2023 schloss sie ihr Meisterschülerinstudium bei Prof. Caroline Achaintre in den Textilen Künsten an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle ab.
Studium
2022 - 2023
Meisterschülerin bei Prof. Caroline Achaintre, Textile Künste, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
2022
Diplom der Bildenden Kunst/ Bildhauerei bei Prof. Andrea Zaumseil, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
2019 - 2020
Studium der Bildhauerei bei Prof. Dominik Lang, UMPRUM, Vysoká škola umělecko-průmyslová, Prag (CZ),
2015
Studienbeginn an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Preise/Stipendien
2024
Ausstellungsförderung der Hamburgischen Kulturstiftung
Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und die “Kloster Bergische Stiftung”
2023
Nominierung für den Ketterer Kunst Masterclass Award
Stipendium der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
2022
Kahnweiler-Preis für Arbeiten auf Papier
Aufenthaltsstipendium der Künstlerstadt Kalbe
2019/2020
Erasmus+ Stipendium für ein Studium in Tschechien
Ausstellungen (Auswahl)
2024
Folds Fold Until Unfolding, Frappant Galerie, Hamburg
generell frisch, Kloster Ilsenburg, Harz
2023
Wintersaloon, Galerie shower, Leipzig
Ketterer Kunst Masterclass Award, Ketterer Kunst, Köln
Ketterer Kunst Masterclass Award – First Choice Event, Ketterer Kunst, München
Altar Ego, Pop-Up Pavillon, Kiel
take off, Burggalerie im Volkspark, Halle (Saale)
unseen beauties (E), Galerie Paul Scherzer, Halle (Saale)
Kokon, Spinnerei, Leipzig
Tag der Druckkunst, Q-Hof, Magdeburg
2022
XYZ , Orgelfabrik Durlach, Karlsruhe
Firmament, Spinnerei Leipzig
Werkschau des 10. International Summer Campus, Galerie die 8, Kalbe (Milde)
Steadfastness, Burg Galerie im Volkspark, Halle (Saale)
Summe mit Mond, Städtische Galerie Schloss Donzdorf
Innere Landschaften (E), ehemaliger Clubraum Hardenbergstraße, Halle (Saale)
2020
2020: SILVER SURFER So fast and so furious, Franckeplatz, Halle (Saale)
ARTSEMESTER winter 2020, UMPRUM, Vysoká škola umělecko- průmyslová, Prag (CZ)
2019
täglich geöffnet, Spinnerei, Leipzig
Bauhaus und bildende Kunst, Künstlerhaus 188, Halle (Saale)
Eisenmangel, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
behind it (E), Galerie Burg2, Halle (Saale)
2018
Welchen Fehler braucht ein System?, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
2017/2018
Bitte stehen lassen; eine Versuchung, Burg Galerie im Volkspark, Halle (Saale)
Presse und Publikationen
2022
Gelungener Neustart, Die Rheinpfalz, Nr. 277
Mut zu anderen Dimensionen, Die Rheinpfalz, Nr. 266
Nachhaltig nachdenklich, Mitteldeutsche Zeitung
2020
Metall? Metall! Momentaufnahme aus den Jahren 2020 bis 2022, Bildhauereiklasse Zaumseil, Herausgeber Burg
Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Haltung und Position - Burg Jahrbuch 2019,Herausgeber Rektorat der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
2019
Bitte stehen lassen; eine Versuchung, Katalog der Bildhauereiklasse Zaumseil, erschienen anlässlich der gleichnamigen Ausstellung, Herausgeber Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Bauhaus und bildende Kunst, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Herausgeber Hallescher Kunstverein e.V. im
Künstlerhaus 188
2018
Transformation - Burg Jahrbuch 2017, Herausgeber Rektorat der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Artist Statement
Meine künstlerische Arbeit offenbart ein tiefes Streben nach dem Unbekannten, indem ich das Risiko als Leitfaden wähle und die Komfortzone der Sicherheit zugunsten einer Erkundung der Unvorhersehbarkeiten des Daseins verlasse. Mein bevorzugtes Auseinandersetzen mit dem Fremden gegenüber dem Vertrauten öffnet eine innere Dynamik, die darauf abzielt, verborgene Schichten der Wirklichkeit zu entdecken und zu dekonstruieren.
Eingebettet in ein soziales Geflecht von Normen und Strukturen, zeichnet sich meine eigene Biographie durch frühe Erfahrungen der Ausgrenzung und der Unterdrückung meiner eigenen Identität aus. Inmitten dieses Spannungsfelds entwickelten sich psychische Konflikte, die mich in eine surreale und fragmentierte Realität versetzten, in der sich die Suche nach einem festen Anker und einem Ort der Zugehörigkeit zum zentralen Motiv meiner heutigen künstlerischen Arbeit herausbildete.
Die Notwendigkeit einer Flucht aus den Zwängen dieser gesellschaftlichen Konstruktionen führte zur Manifestation eines tief verankerten Verlangens nach einer alternativen Realität, die von unterdrückenden Ordnungssystemen befreit ist und Raum für meine authentische Selbstverwirklichung bietet. Inmitten der vermeintlichen Ausweglosigkeit der existenziellen Enge offenbarte sich meine schöpferische Fähigkeit als katalytische Kraft, die eine neue Realität formt und die unabdingbare Freiheit meines individuellen Ausdrucks in den Vordergrund rückt.
Meine Werke dienen als künstlerische Manifestationen dieser alternativen Realität. Sie fungieren nicht nur als Abbilder absoluter Freiheit, sondern als Aktivatoren eines transformativen Diskurses, der jenseits linearer Kategorisierungen und festgefahrener Zuordnungen eine sinnliche und existenzielle Erfahrung ermöglicht.
Mein künstlerischer Schaffensprozess beinhaltet eine tiefgehende Hingabe, etwas zu erahnen, ohne es jedoch vollständig zu kennen. Die Auswahl des Materials sowie die Umsetzung meiner Gedanken in Form und Bild resultieren aus einer intensiven Auseinandersetzung mit Experiment und Zufall. Von besonderer Signifikanz sind meine Skulpturen, die eine wiederkehrende Form aufweisen, die durch Faltungen des Materials entsteht und Assoziationen an einen Rapport weckt. Dabei verströmen sie gleichzeitig organische Ästhetik und ermöglichen ein sinnliches Erleben von Körperlichkeit.
Die gefaltete Form der Skulpturen fungiert als Symbol für Unendlichkeit und das Sphärische der unbewussten Welt, wodurch sie eine transzendente Qualität erhält. Meine Skulpturen agieren als Grenzgängerinnen zwischen der Innenwelt und Außenwelt, wobei sie die uneindeutigen Grenzen zwischen diesen Sphären durchbrechen. Durch ihre ästhetische Präsenz und symbolische Bedeutung laden sie die Betrachter*innen ein, die Komplexität des menschlichen Bewusstseins und dessen Verbindung zur umgebenden Welt zu reflektieren.
Meine malerischen Werke entstehen mithilfe eines anspruchsvollen Prozesses der Graphitmalerei, in dem ich großformatige Bildräume erzeuge, die eine besondere Dreidimensionalität aufweisen. Diese Räume werden durch eine einzigartige Kombination von Siebdruck und Graphitpigment geschaffen, wodurch eine tiefe Materialität und Textur entsteht.
Meine malerische Ästhetik gründet auf einem faszinierenden Spiel zwischen dem Alltagsgegenstand des Stoffknäuels und einer tiefgreifenden Metaphorik der menschlichen Erfahrung. Für mich fungiert das Stoffknäuel als ein Sinnbild für die versteckten Schichten des Bewusstseins, wobei fallengelassene Kleidungsstücke als Träger vergangener Momente gedeutet werden können, die sich zu einem gebirgsartigen Gebilde auftürmen.
Die metaphorische Struktur des Stoffes ermöglicht eine reflexive Analyse der Beziehung zwischen Innen- und Außenwelt und verweist auf die Komplexität meiner individuellen Erfahrungen. Meine Werke können als Röntgenaufnahmen des Seelischen betrachtet werden, die die verborgenen Schichten der menschlichen Psyche offenbaren. Mein künstlerischer Prozess erfordert einen Zustand produktiver Benommenheit, in dem mein klarer und wacher Geist zugunsten eines traumähnlichen Bewusstseinszustandes zurücktritt. In dieser Phase richte ich meinen Blick nach innen und folge den Spuren auf dem Papier, wobei ich in direkter Kommunikation mit meinem Unbewussten stehe. Meine Hände agieren als Vermittler zwischen inneren Emotionen, Gedanken und Bildern, wobei sie das Werk durch Zeichnen, Radieren und Wischen formen und verändern. Durch diesen besonderen Prozess entstehen neue Werke, die eine tiefgreifende Verbindung zwischen meinem Bewusstsein und Unbewusstsein reflektieren.
Die Hinwendung zum Unbewussten stellt für mich eine Möglichkeit dar, mich künstlerisch neuen Formen zu nähern, die zuvor weder gedacht noch erahnt wurden.
Die Überwindung des Bekannten gestaltet sich als Herausforderung, wenn das Bewusstsein lediglich das Bekannte umfasst. Die bloße Ahnung von unbekannten Dimensionen genügt, um neue Pfade zu erkunden.
Die Suche nach etwas Unbekanntem birgt stets ein Risiko – das Risiko, es nicht zu finden, Mühen auf sich zu nehmen und möglicherweise mit Enttäuschungen konfrontiert zu werden, insbesondere wenn das Gesuchte vage bleibt. Wenn zudem der Ort der Suche keine greifbare Realität besitzt, nimmt die Forschungsreise einen besonders eigenwilligen Charakter an. Dennoch vermag der Glaube, die Hoffnung und das Wissen um das Vorhandensein einer unentdeckten Sphäre als Antrieb genug dienen.
Marlen Tennigkeit